Montag, 15. Oktober 2012

Um sich selbst kreisen

Spirituelle Revolution heißt,
dass wir die ständige Beschäftigung
mit uns selbst aufgeben.

    --- Dalai Lama



Liebe Lebenskünstlerin,
lieber Lebenskünstler,

das hast du sicher auch schon oft erlebt: du triffst jemanden oder jemand ruft dich an. Und das Gespräch, das sich dann entwickelt, ist ermüdend – ja sogar zermürbend.
Du holst mehrmals Luft und möchtest etwas sagen, aber kaum hast du den Mund aufgemacht, unterbricht dich der Gesprächspartner schon wieder, vielleicht mit dem Satz: „Jaja, das kenne ich auch, weißt du, es ist ja so …“ ,  und schon ergießt sich ein neuer, nicht enden wollender Wortschwall über dich. Böse Zungen nennen so etwas auch "Sprechdurchfall"...

-      Was tust du in so einer Situation?
-      Bleibst du sitzen und hörst weiter zu?
-      Unterbrichst du den anderen, wenn es sein muss auch recht barsch?

Das andere Extrem: Dir sitzt jemand gegenüber, und jeder Versuch, ein Gespräch in Gang zu bringen, schlägt fehl. Du kommst dir vor, wie ein Idiot. Dein Gegenüber kriegt den Mund nicht auf, sagt bestenfalls Ja oder Nein. Er oder sie fühlt sich wahrscheinlich genauso bescheuert wie du und ihr beide seid froh, wenn ihr euch verkrümeln könnt.

-      Wie oft erlebst du solche Situationen?
-      In welcher Rolle erlebst du sie? Bist du eher der passive Partner oder bist du derjenige, der versucht, ein Gespräch in Gang zu bekommen?

Nicht jeder Mensch ist mit der Fähigkeit gesegnet, gut kommunizieren zu können. Manche Leute finden Gespräche grundsätzlich unangenehm, andere lieben sie so sehr, dass sie gar nicht mehr aufhören können. Ein freier Austausch ist in beiden Fällen nicht möglich. Gute Gespräche, die auch als solche empfunden werden, entstehen, wenn die Beteiligten Interesse an ihrem Gegenüber und dessen Themen haben. Jeder kommt zu Wort, hat etwas beizutragen oder kann sein Wissen durch Fragen erweitern.

-      Wie oft ist das bei dir der Fall?
-      Mit wem kannst du gut kommunizieren?

Schaut man in die Geschäftswelt, findet man oft Aussagen, dass die „Kommunikation im Team“ oder im Unternehmen schlecht sei. Es werden diverse Maßnahmen ergriffen, um die Kommunikation zu verbessern. Man setzt Meetings an, in denen jeder reihum darüber referieren muss, was er gerade tut, und warum das für die anderen wichtig ist. Nicht selten werden solche Meetings zu Selbstdarstellungs-Marathons, bei denen die Zuhörer zum Schweigen verurteilt sind – und sich oft grenzenlos langweilen. Informationsaustausch ist keine Kommunikation.

Das grundlegende Problem an schlechter Kommunikation ist häufig, dass die Beteiligten zu sehr um sich selbst kreisen, dass sie auf ihre eigenen Probleme und Nöte fixiert sind – beruflich oder privat. Sie sind nicht frei für den Austausch, der Fluss der Kommunikation ist blockiert. Um wieder ins Gespräch zu kommen, ist es wichtig, das Interesse des Gegenübers zu wecken, und gleichzeitig aufmerksam dafür zu sein, wie das Gespräch verläuft.

Wenn es in deinem Leben eine festgefahrene Situation gibt, in der die Kommunikation schwierig geworden ist: was müsste geschehen, damit die Beteiligten ihr Interesse zurück gewinnen?

Eine Woche mit viel guter Kommunikation wünschen


Jacqueline & Thomas

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Marshall Rosenberg

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von Susann Pasztor, Klaus-Dieter Gens

oder, von den gleichen Autoren

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… und da war noch Johann Wolfgang von Goethe,
der sagte:

Die Menschen werden
durch Gesinnungen geeinigt
und durch Meinungen getrennt.

J.W. v. Goethe

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