Donnerstag, 4. September 2014

Wortzaubereien: Sag es positiv!

Denken Sie NICHT an den Eiffelturm.

Ja, das Beispiel kennt jeder. Manchmal geht es auch um rosarote Elefanten, an die man nicht denken soll. Und natürlich wissen Sie, dass man SOFORT an genau das denkt, woran man NICHT denken soll.


Wirklich blöd, dass unser Gehirn Verneinungen ignoriert - meistens jedenfalls. Vielleicht haben Sie andere Erfahrungen gemacht. Vielleicht klappt es bei Ihnen mit den Verneinungen wunderbar? Wenn das so ist, dann verbinden Sie wahrscheinlich eine sehr starke negative Emotion mit dem Begriff. Beispiel: Ich will keinen Hund!

Wenn Sie bei diesem Satz daran denken, wie Sie als Kind von einem Hund gebissen oder angekläfft wurden, werden Sie die Angst von damals sofort wieder spüren. Sie werden niemals einen Hund besitzen, und die niedlichen kleinen Fußhupen, die am Straßenrand wild mit den Augen rollen, in die Kategorie Monster einsortieren. Der Hund ist bei Ihnen zu einem Schreckensbild geworden, um das Sie automatisch einen großen Bogen machen. So weit so gut, aber angenehm ist dieser Zustand nicht. Vielleicht ist daraus sogar eine krankhafte Hundephobie geworden. Zu spüren, dass man ohne Hund viel freier ist, weil man morgens ausschlafen und enspannt in den Urlaub fahren kann, wäre die angenehmere Variante.

In der Kindererziehung sind Abschreckungsmechanismen immer eine Notlösung. Früher war es gang und gäbe, dass man den Kleinen mal einen Klaps gab oder noch schlimmer: drakonische Strafen. Mag funktionieren... manchmal bis ins Erwachsenenalter in Form einer Neurose oder Psychose? Das säuselige: Du-du-du! Mach das jaaaaa NICHT! bringt's auch nicht. Auch hier grüßt der rosa Elefant. Wie also kann man diese Gratwanderung bewältigen?

Wissenschaftler der Universität von Toronto haben inzwischen nachgewiesen, wie es besser laufen könnte: Um moralisches Verhalten zu stärken, ist es besser, die positiven Effekte ehrlichen Verhaltens herauszustellen, als vor den negativen Folgen des Lügens zu warnen (Link zum Artikel weiter unten). Geschichten vom Struwwelpeter oder Pinocchio sind also keineswegs so zielführend, wie man immer dachte.

Gehen wir noch einen Schritt weiter?
Als die wichtigsten Grundregeln unserer christlich-abendländischen Kultur niedergeschrieben wurden, wusste man noch nichts von NLP, von moderner Hirn- und Verhaltensforschung. Vielleicht ist das ein (der?) Grund, dass es irgendwie nicht so recht klappt mit dem ethisch-moralischen Verhalten? Die meisten Leute gehen mit einem latenten schlechten Gewissen durch die Welt. Macht uns das glücklicher oder freier?

Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen... Autsch.

Angesichts der neuen Erkenntnisse wäre es wohl an der Zeit, gewisse Textpassagen umzuformulieren: Gönne dem anderen, was er hat. Seid lieb zueinander. Seid einander treu... Und dazu braucht es dann noch ein paar positive Heldengeschichten, von Leuten, die sich an die Regeln gehalten haben, und dadurch super glücklich, super reich und/oder super erfolgreich geworden sind.

Ich werde ab sofort genauer hinschauen und hinhören, wenn ich Negativbotschaften erhalte -  und mir Mühe geben, meine Texte im Sinne der neuesten Erkenntnisse zu verfassen.

Positive Botschaften kommen an (Bild der Wissenschaft)