Vor gut zehn Jahren sah die Welt noch etwas anders aus. Die "New Economy" boomte, alle waren optimistisch, und große Unternehmen leisteten sich hausinterne Weiterbildungsmaßnahmen, in denen vornehmlich Führungskräfte, aber auch einfache Mitarbeiter so etwas wie "Persönlichkeitsentwicklung" erfahren konnten. Die weichen Faktoren sind im schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umfeld seit 2001 immer weiter an den Rand gedrängt worden. Zahlen, Daten, Fakten bestimmen den unternehmerischen Alltag, Firmen trennen sich von ihren Mitarbeitern, um Kosten zu sparen, und die verbliebene Belegschaft strampelt im Hamsterrad. Auch hier geht die Schere auseinander: wenige haben viel Arbeit und viele von ihnen gehen langsam aber sicher unter der Last der Anforderungen in die Knie. Gesundheit ist keine rein körperliche Angelegenheit, sondern auch eine Frage der Psyche. Sicher: Wer körperlich fit ist, wird nicht so leicht krank. Wer mental stark ist, kann Stress besser bewältigen oder gar nicht erst aufkommen lassen.
Anke Waterkamp, langjähriges Mitglied unseres Zenkreis, hat ihre eigene Antwort auf das Hamsterrad gefunden. Anlass für dieses Interview war ihre Einladung zu einem kostenlosen Impuls-Nachmittag (17.11.12 Landsberg/Lech), bei dem uns der Titel „Kooperation statt Konkurrenz“ sehr angesprochen hat.
LK: Warum sollten
Menschen kooperieren statt konkurrieren?
Anke: Konkurrenzdenken
ist ein Denken im Mangel. Ich habe Angst, dass mir jemand etwas wegnimmt,
grenze mich ab, halte Informationen zurück und muss schließlich immer auf der
Hut sein vor den “anderen”. Das fühlt sich eng an und kostet viel Kraft und
Energie. In Kooperationen kann sich diese Energie freier entfalten. Jeder hat
besondere Talente, die sich ergänzen und potenzieren. So kann ganz Neues
entstehen, das keiner der Beteiligten alleine geschafft hätte. Es ist ein Leben
aus der Fülle und das Miteinander bereitet mehr Freude.
LK: Was verstehst du
unter „Persönlichkeitsentwicklung“?
Anke: Persönlichkeitsentwicklung
heißt für mich, meine Talente und Potentiale mehr und mehr zu leben und
Blockaden, die mich daran hindern, aus dem Weg zu räumen. Ich entwickle die
Fähigkeit mir Ziele zu setzen, und auch “dran zu bleiben” wenns mal holpriger
wird. Irgendwann kommt dann vielleicht auch die Frage nach dem Sinn des Ganzen
auf. Der Dalai Lama hat einmal auf diese Frage geantwortet “Der Sinn des Lebens
ist es, glücklich zu sein”. Und da wirds dann erst richtig spannend: Es
heißt herauszufinden, was Glück für mich wirklich bedeutet und dabei offen zu
sein, für ganz unerwartete Erkenntnisse ......
LK: Wie bist du mit dem
Thema in Berührung gekommen?
Anke: Ich habe seit
meiner Jugend viel Sport getrieben, auch wettkampfmässig, habe Grenzen
ausgetestet und mich mit Mentaltechniken beschäftigt, die ermöglichen, auch
hoch gesteckte Ziele zu erreichen. Dann kam aber erst einmal die
Karriere. In meiner Rolle als IT-Projektleiterin und Führungskraft
hieß für mich Persönlichkeitsentwicklung zunächst, zu lernen Ziele wirkungsvoll
umzusetzen, effektiv zu Kommunizieren, mich in einer von Männern dominierten
Welt durchzusetzen und ein Team zu führen und zu motivieren. Nach gut 10 Jahren
war für mich hier die Luft raus und es war Zeit für etwas Neues. Ich habe dann
eine Coaching-Ausbildung abgeschlossen und mich selbständig gemacht. Heute
begleite ich als Coach Menschen auf ihrem Weg.
LK: Wozu braucht man
Coaching?
Anke: Coaching ist
eine Begleitung auf Zeit um Ziele zu erreichen, Probleme zu lösen und eben auch
Persönlichkeit zu entwickeln. Oft haben wir selbst schon vieles probiert um das
Thema zu lösen und drehen uns dabei immer wieder im Kreis. Ein Coach kann dann
helfen, neue Perspektiven einzunehmen und neue Wege aus diesem “Teufelskreis”
zu entdecken. Die Themen können aus dem beruflichen Umfeld kommen oder auch aus
dem privaten. Ganz konkret kann das z.B. sein: Lampenfieber abbauen,
Selbstvertrauen aufbauen, innere und äußere Konflikte lösen, Entscheidungen
treffen, Rückschläge reflektieren, ein konstruktiver Umgang mit Stress und
Belastung, ein mir wichtiges Ziel umsetzen und vieles mehr.
LK: Kann man sich als
„Normalo“ ein Coaching leisten oder warum/wann/in welchen Situationen sollte
man es sich leisten?
Anke: Ich denke
jeder, der in einer Situation ist, wo ein Coaching ihm weiterhelfen kann, sollte
sich in Bezug auf die Kosten die Frage stellen: Was ist mir meine
Lebensqualität und Lebensfreude wert, die ich durch ein Coaching steigern oder
wiederfinden kann ?
Für
berufliche Themen lässt sich übrigens der berühmte “Return of Invest” oft
sogar sehr leicht rechnen. Nehmen wir man das Beispiel des Burnouts, der heute
immer mehr zunimmt. In der Anfangsphase, wenn der Spaß am Job abnimmt und der
Alltag immer anstrengender wird, kann man mit Coaching noch sehr viel bewirken.
Wer hier nicht frühzeitig handelt, riskiert ernsthafte psychische und
körperliche Erkrankungen, die dann in die Hände von Therapeuten und Ärzte
gehören und oft Jahre brauchen, bis sie einigermaßen ausgeheilt sind. Und das
kostet nicht nur den Unternehmen viel Geld sondern bedeutet für den Betroffenen
meist das Ende der Karriere, oft verbunden mit einem Job-Verlust, bis hin zum
sozialen Abstieg.
LK: Wie hat man sich so
ein Coaching vorzustellen?
Anke: Am Anfang
steht die Kontaktaufnahme und ein unverbindliches erstes Kennenlernen. Dabei
werden die Rahmenbedingungen und das Coaching-Anliegen geklärt. Danach können
dann beide Seiten – Klient und Coach – entscheiden, ob Sie zusammenarbeiten
wollen. Wie genau dann das eigentliche Coaching abläuft und welche Methoden der
Coach verwendet, das kann sehr unterschiedlich sein. Einen guten Einblick
hierein kann man z.B. bei unserer Veranstaltung “Impulse fürs Leben” am 17.11
in Landsberg am Lech gewinnen, wo 6 Coaches(*) aus dem Raum Lech – Ammersee
Einblick in ihre Arbeitsweisen geben.
(*)
Der Begriff “Coach” steht für beiderlei Geschlechter – in unserem Netzwerk sind
derzeit fünf Frauen und ein Mann aktiv.
LK: Euer Netzwerk hat
sich auf einen gemeinsamen Qualitätsstandard und Kodex geeinigt: Wie genau
sieht das aus?
Anke: Qualität im
Coaching ist uns sehr wichtig, da der Begriff “Coach” nicht geschützt ist.
Jeder kann sich so nennen, unabhängig von seiner Qualifikation und Erfahrung. In
unserem Netzwerk sind nur Coaches an Board, die eine solide Ausbildung haben
und über Praxiserfahrung in ihrem Themenbereich verfügen. Weitere wichtige
Punkte sind die Vertraulichkeit bzgl. der Themen, die im Coaching bewegt
werden, die Transparenz über den Coaching-Prozess und das Handeln zum Wohle des
Klienten. Das kann auch mal bedeuten, das wir einen Interessenten ermutigen, zu
einem Kollegen von uns zu gehen, wenn wir das Gefühl haben, das er dort mit
seinem Anliegen besser aufgehoben ist.
Liebe Anke, vielen Dank für dieses Interview und viel Erfolg für dich und das Netzwerk!
In der Rubrik Interview stellen wir Menschen und Projekte vor, die zur Erweiterung des Horizonts beitragen. Wenn du eine interessante Biografie oder Geschichte hast, oder ein Lebenskunst-Projekt vorstellen möchtest, dann bewirb dich unter
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