Wenn
es im Fernsehen Sendungen über Buddhismus oder Zen gibt, sieht
man in der Regel Mönche oder Laien, die meditieren oder Sutren
rezitieren. Da brennen Räucherstäbchen und Kerzen und irgendwo
steht eine Buddhastatue herum. Der dazu gesprochene Begleittext erklärt
dann, was vor sich geht. Und fast immer heißt es dann: die Mönche
(oder wer auch immer) beten. Das ist eine fehlerhafte
Übersetzung bzw. Übertragung.
Im Buddhismus wird nicht in der Weise gebetet, wie es die meisten Menschen
aus der christlich-abendländischen Tradition kennen. Die Handhaltung
(Händefalten, jap. Gassho) ist zwar identisch, aber sie bedeutet
nicht, dass Buddha als Person oder ein Heiliger angebetet wird (auch
wenn einige Leute das irrtümlicherweise so handhaben).
Im Buddhismus gibt es nichts zu glauben, es geht darum,
das Leben selbst zu erfahren, und nichts für wahr zu nehmen, was
andere einem vorkauen.
Viele
"Meditierende" meinen es würde reichen, unbewegt auf
einem Kissen oder einem Stuhl zu sitzen, nichts zu sagen und die Augen
zu schließen. Das allein ist für viele Ungeübte schon
schwierig genug. Für manche ist es entspannend und erholsam, aber
es ist noch keine echte Meditation, denn meist haben
die altgewohnten Bilder und Gefühle Oberhand. Der Übende folgt
einfach nur seinen eigenen Gedanken und Träumereien und verschwindet
mit seiner Aufmerksamkeit ins Land der Phantasie.
Echte
Meditation beginnt, wenn man den Fokus der Aufmerksamkeit auf das bewusste
Beobachten des Atems richten und ihn dort halten kann. Danach kommt
das kommentarlose Beobachten der Gedanken. Erst nach mehr oder weniger
langer Übung stellt sich eine sehr tiefe innere Stille ein. In
dieser Stille ist der Meditierende aber nicht abwesend oder in fremden
Sphären. Nur der fortwährende Schwall an unkontrollierten
Gedanken und wabernden Emotionen zieht sich durch die Übung zurück.
So wie das Wasser bei Ebbe verschwindet, verschwinden auch die murmelnden
Gedanken.
Die
höchste Form der Meditation besteht am Ende darin, diesen ruhigen
und wachen Zustand nicht nur auf einem Meditationskissen halten zu können,
sondern ihn auch in ganz alltäglichen Situationen immer wieder
herzustellen. Freiheit von Gedanken in der Meditation bedeutet nicht
"Gedankenlosigkeit". Wenn du dir deinen Geist vorstellst wie
einen großen Raum, dann ist er im Alltagsbewusstsein angefüllt
von chaotisch herum wirbelnden Gedanken. In der Meditation macht man
diesen Raum erst einmal leer, und schaut sich die Gedanken an, die man
wieder hinein lassen möchte.
Auf diese Weise entsteht mehr Klarheit, mehr Ruhe und eine größere
Handlungsfähigkeit.
(aus unserem Lebenskunst-Newsletter November 2011)